Zu guter Letzt: weitere Gedichte
gespreizt
breitgespreizt die beiden füße auf mächtig wirkende felsen gesetzt,
den rechten fuß weit rechts, der felsblock von dornengewächs umsäumt,
den linken fuß weit links, jener felsblock viel wuchtiger und schön glatt,
dazwischen tiefer abgrund, weit unten nasses grollen ungezähmten baches,
über dem abgrund die nacktheit, aufgespreizt, einsehbar, weit geöffnet,
gezogen von sehnsüchten und wünschen, darum auf furchtbarem dornenfels;
gehalten von ruhiger alltäglichkeit und ordnung, deshalb der haltetritt im glatten,
die scham unverhüllt, offen, lügengeschichten mäandern über den körper,
der schwarze krähenvogel singt sein garstig lied aus spöttelnder kehle,
breitet seine flügel in steilem sinkflug den wassern entgegen, hebt wieder
an, spiegelt wirklichkeit mit seinem auf und ab, tanzt in luft und näßt sich
ein, tief unten, schielt hinein in den weit offenen schlund, bemoost umkränzt,
wünscht sich nun ein mensch zu sein, nicht wissend welcher logik folgend.
krähengesänge als begleitmusik für entscheidung allmählich zitternder füße,
immer noch denkend sie hätten dazu freiheit, gleichwohl längst alles durchaus
entschieden. die lust wird sich schließen, beide füße wieder nur auf dem einen
stein ruhen, sich aushalten, den spalt geschlossen, bisweilen dann öffnen um
routinen zu genügen, um nicht mehr in träumen verharren zu müssen, um dem
leiden zu fliehen, den dornenfelsblock fürderhin meiden, weil zu unsicher, dem
glatten sich endgültig zuwenden weil es im tiefsten spüren stets endgültig war.
anfang und ende
an jedem anfang stets das ende mitbedenken
so der behutsame rat der göttin übervorsicht
denn utopien gäbe es ja erwiesenermaßen nicht
deshalb sich nicht ohne sinn allzusehr verrenken
bei allem immer sich guter kontrolle unterwerfen
nie und nimmer sich gar gänzlich fallen lassen
selbst jede liebe ende irgendwann mit hassen
deshalb beizeiten die begierde gut entschärfen
mutter vorsicht sei deine stete wegbegleitung
egal was du auch immer sorgsam planst und tust
nur so letztlich du unaufgeregt und friedlich ruhst
wache sinne und gezügelt herz als vorbereitung
mit dieser sichtweise seiest du gar bestens beraten
so würde man nie und nimmer enttäuschung erleiden
es gelte halt bestmöglich sich geschickt zu bescheiden
zu achten daß wünsche auch entsprächen den taten
ach liebe göttin deine worte vernehme ich wohl
nur gehen sie mir innen als auch außen vorbei
mit derartigem denken fühlte ich mich nicht frei
auch du hast mit deiner rede gewiß kein monopol
Es gibt auch "Gewühl" mit Ordnung ... (hier im Schloßpark von Hellbrunn)
Mensch, laßt den Stör doch einfach so leben, wie er es möchte, stört ihn nicht in seinen Kreisen und Vorlieben!
(Hat denn der Mensch mehr Vorrechte auf dieser Welt als jede andere Kreatur?)
untertan
sich dreist über alles andere stellen
ausbreiten bis hin zum letzten winkel
eng zu seinesgleichen sich gesellen
wie ekelhaft doch all die vielen pinkel
dabei das buch der bücher schwenken
mit dem macht euch die erde untertan
wie dummdreist die schritte so zu lenken
welche einfalt und welcher größenwahn
seinen eigenwert stets über alles setzen
zerstörend traum endloser machbarkeit
die kreatur selbstherrlich zu tode hetzen
egozentrik als kriminelles lebensgeleit
etwas feingespür könnte es deutlich hören
die gigantomanie krebst sich zum wahn
letztlich kann der mensch nichts als zerstören
er bereitet eigenes ende der dämlich untertan
dabei ist es jenen klar die wissen wollen
wohin denn all dies teuflisch treiben führt
der mensch sollte sich von dannen trollen
weil er sich selbst so unaufhaltsam irregeführt
denn die erde braucht den menschen nicht
falsch geleitet nagt an ihm der zeiten zahn
und er wirkt längst nur mehr als bösewicht
homo sapiens du blinder blöder untertan
“Life may have no meaning. Or even worse, it may have a meaning of which I disapprove."
(Ashleigh Brilliant)
(oder auf Deutsch in der Interpretation von R.D. Precht: "Besser das Leben ist sinnlos, als dass es einen Sinn hat, dem ich nicht zustimmen kann."; zit. aus seinem Buch "Wer bin ich -- und wenn ja wie viele?", 2007, S. 375)
Versunkenes Schloß
In trüben Gedanken geschlichen
ums Gemäuer an hellichtem Tag
Längst alle Freuden gewichen
Jeder Schritt tief schürfende Plag
Überwuchert all die süßen Oasen
Wo einst sie so liebevoll getanzt
Kein Reigen mehr auf den Rasen
Die Erinnerung gänzlich gefranzt
Gemäuer tief grau und zerfallen
Die Fenster nur mehr Bretterverhau
Nun Nebel mein Denken umwallen
Wo wohl ich mein Heim jetzt dann bau
Doch dort oben auf dem Balkone
Dem edlen Turmzimmer ganz nah
Erblicke ich auf güldenem Throne
Ein Mägdlein wie eine Fee beinah
Ich sehe scheu sie auch mir winken
Ihr fallend Haar von Sonnen getränkt
Ihre Äuglein deutlich mir blinken
Bald scheu sie den Blick wieder senkt
Ich eile und möchte so gern fassen
Ihre Seele und diese Körperpracht
Doch sie kann niemanden einlassen
Weil der Zeitgeist über ihr fest wacht
Sie spricht leis von dort hoch oben
Herab ob meiner dürstend Begehr
Längst sei ihr Leintuch gewoben
Hier wäre alles längst menschenleer
Als Antwort möchte ich sie bitten
Zu öffnen doch Tor Herz und Huld
Doch ganz plötzlich ist sie entglitten
Ganz umsonst habe ich um sie gebuhlt
Ich starre hinauf zu leerem Balkone
Und erspähe nur verwittertes Gestein
Das Bild von vorhin wie zum Hohne
Bildete ich wohl in Hoffnung mir ein
Da brüllt es aus gefährlichster Nähe
Was ich denn zu suchen hätte hier
Zwei Wachmänner nähern sich jähe
Ich wäre ja auf einem fremden Revier
Sie müßten mich sogleich übergeben
Wegen ganz dreister Besitzstörerei
Jetzt könnte ich dann was erleben
In den Fängen der Ordnungspolizei
Ich versuche ganz schnell zu fliehen
Durch Dickicht und über hohen Zaun
Was ich dabei ward nicht alles geziehen
Doch erfolgreich bin ich doch abgehaun
Völlig erschöpft mit zitterndem Beine
Doch gerettet auf sicherem Waldeswege
Da kommt mir entgegen so eine Feine
Und nimmt mich mit in ihr Schloßgehege
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"Auf dem Weg in die Schule blieb er oft stehen und pfiff alte Melodien vor sich hin. Der Gedanke, daß er nicht hinaufgegangen, sondern hinuntergeraten war, wollte nicht in seinem Kopf Platz haben. Wo er Intelligenz vermutet hatte, war nichts als eine unkontrollierte Alltäglichkeit, eine Lächerlichkeit, in die er in vollem Ernst hineingegangen war. Der Gedanke, daß alle Lehrer Universitätsausbildung und gültige Universitätspatente hatten, setzte ihm auf einmal so zu, daß er im Schulstiegenhaus kehrtmachte und sich schließlich gegenüber dem Schulgebäude auf eine Terrasse setzte. Er bestellte Kaffee und schaute auf den Fluß hinunter, dem er gefolgt war."
(Franz Innerhofer, Die großen Wörter, S.60f., Suhrkamp TB 1979)
Schließlich lagen Tugend und Weisheit darin, sich still und ruhig niederzulassen,
und so sehr man sich auch plagen mochte, das Leben würde sich doch nie in
die Form zwingen lassen, die man sich wünschte.
(Anton Gill, aus: Die Rache der Pharaonen)
Der kluge, seinen selbst geschaffenen Einflußbereich konsequent absichernde Schwan in Bad Wildungen ...
Blick von Waldeck auf den Edersee
Ach, Wilhelmine, welch ein unsägliches Glück mag in dem Bewußtsein liegen, seine Bestimmung ganz nach dem Willen der Natur zu erfüllen! Ruhe vor den Leidenschaften!! Ach, der unselige Ehrgeiz, er ist Gift für alle Freuden. -- Darum will ich mich losreißen, von allen Verhältnissen, die mich unaufhörlich zwingen zu streben, zu beneiden, zu wetteifern. Denn nur in der Welt ist es schmerzhaft, wenig zu sein, außer ihr nicht.!
Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge, 10.10.1801
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Blick von der Bismarckhöhe (Bad Wildungen) über weite Landschaft
"When she moves she walks so fine like a flamingo, crimson dress that clings so tight ..." (Manfred Mann)
Flamingo
Von güldener Sonne beschienen und erwärmt
Geruhsam nur auf einem Bein stehen können
Das andere nach Belieben dann ruhen lassend
Glanz auf edlem purpurrotem festem Gefieder
Zärtlich oft schnäbeln mit dem Flamingoweib
Bisweilen jedoch auch in ekstatischem Unmut
Danach wieder in stoischer Ruhe verharrend
Sich entspannend dem Teichleben hingeben
Langsamkeit als gut gewähltes Lebenselixier
Ungebundenheit als recht festes Fundament
Gehaltvoll tief gelebten fröhlichen Daseins
Entfernt den vielen anödenden Zwängen
Blicke nur dem rechten Augenschein ergeben
Rhythmus eng festgelegt im Wesentlichen
Fern dem üblen Geschrei und der einer die
Sinne ermüdenden gar tötenden Rastlosigkeit
Rosa als Farbe dieser selbstbestimmten Welt
Doch da sind die Zäune vor dem Betrachter
Trennend schützend einsperrend zugleich
Im Hintergrund aufmerksam prüfende Augen
Aus einem in irdischer Enge verzweifelten
Bewußtsein ringend um Möglichkeiten von
Gestaltung aus Hoffnung und Zufriedenheit
Einfach nur einmal Flamingo sein können
Scheinbare Ungebundenheit in Raum und Zeit
Leben in fest bestimmter Unausweichlichkeit
Schlicht und einfach dem Natürlichen ergeben
Trügerische Ruhe im Betrachtungshorizont
Die Flamingos ignorieren jene Zaunhaftigkeit
Leben ersichtlich ihren bestimmten Tagessinn
Ihr Spiegelbild als Sinnbildhaftigkeit im Biotop
Einheitlichkeit gesucht und so auch gefunden
"I've got a thing about trains ..." (Johnny Cash)
p a r a l l e l w e l t e n
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ein hüben und drüben
gut abstand dazwischen
sichtweisen vermischen
die horizonte eintrüben
rein monistisch bestimmen
gar der erpressung anhangen
ist ja zumeist gut gegangen
ansonsten sehr ergrimmen
ständig hartnäckig verlangen
möglichst nichts dafür geben
das eigene wollen nur leben
und die anderen nur belangen
mit reden ständig laut betonen
es würde sicherlich gelingen
weit könnte man es so bringen
nachgeben würde sich lohnen
ziele seien leicht zu erreichen
man müsse nur ernsthaft hoffen
das morgen stünde ganz offen
nur ja nicht stets vergleichen
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das wie stets nur ausblenden
unter dicke teppiche kehren
würde eh doch sehr stören
keine zeit zu verschwenden
hemdsärmelig durchbrechen
was stört schnell nur entfernen
die eigenen häupter besternen
und am widerstand sich rächen
doch gleich schienen in der ferne
die sich in weite scheinbar vereinen
man könnte dort einheit vermeinen
so ganz einfach trügerisch im kerne
weiß man sie auf ihren schwellen
unausweichlich starr gebunden
in starrer äquidistanz gefunden
sie sich nie zueinander gesellen
und die blicke ruhig schweifen
in jene endlos schönen gefilde
wie traumhaft bunt das gebilde
doch man wird es nie ergreifen
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"Weißt Du, was die alten Männer tun, wenn sie 50 Jahre lang um Reichtümer und Ehrenstellen gebuhlt haben? Sie lassen sich auf einen Herd nieder; und bebauen ein Feld. Dann, und dann erst, nennen sie sich weise. -- Sage mir, könnte man nicht klüger sein, als sie,und früher dorthin gehen, wohin man am Ende doch sein soll?"
(Heinrich von Kleist)
Und hat er danach gehandelt? Hat ihn jene Einsicht (so es denn eine bleibende gewesen sein sollte!) dem eigentlichen Leben näher gebracht? -- Seinem eigenen vielleicht schon! möchte ich jenen sich wohl für sakrosankt haltenden Kritikern zurufen und zu bedenken geben ...
Zwei Eindrücke, aufgenommen in Fritzlar
Amsterdam, pulsierendes Leben im Vondelpark
S I E und E R
(ein Sonnett)
Es hallt und schallt. Wie die Wörter bewegen!
Und restliche Nähen in Fernen eintauchen.
Hoffend’ Odem in dichten Nebel verhauchen.
Gar manche Versprecher das Ist unterlegen!
Denken in andere Landschaften lenken –
Viel zu oft auch Schweigen ein erhellend Fanal!
Torkelnd auf Graten die gut ersichtlich zu schmal,
Schon längst nicht mehr diesseits der großen Bedenken.
Gar oft zur Unzeit all die Fallstricke fühlen!
Nicht länger im Hoffen sinnlos verharren:
Dort segeln wo ehrliche Winde nur wehen.
Nutzlos in mühselig’ Gedanken zu wühlen!
Nicht wandern wo letztlich Herzen erstarren:
Erkennend ganz aufrichtige Wege gehen.
Hannover, Mitte Juni 2012
Zwei Eindrücke, gefunden in Bad Wildungen, hoch oben und im Tal
"Der nur ängstliche, aber auch der überwiegend gierende, Mensch in seiner Unaufrichtigkeit täuscht
sicherlich andere, aber oft ohne es zu merken zuallererst sich selbst."
thomas fagusarua
Menschen haben in ihrem Handeln unterschiedliche Voraussetzungen und Zielsetzungen, verschiedene Formen der Verletzlichkeiten, auch eigenwillige Einschätzung dessen, was Wahrheit ist und ausmacht, wie damit umzugehen ist, wo Schweigen ernsthaftes Bemühen um Schonung oder nur Feigheit vor der Auseinandersetzung darstellt. Diese Unterschiedlichkeiten können sowohl als feste, unüberwindbare trennende Mauern empfunden und gefestigt werden, aber auch als Gelegenheit, in der Auseinandersetzung mit diesen Widrigkeiten und Widersprüchen -- gewiß unter nicht immer leichten und häufig sehr schmerzhaften Auseinandersetzungen -- zum persönlichen Wachsen nutzbar gemacht werden.
Mir fällt in diesem Zusammenhang unter vielen anderen der Satz "Not telling is as interesting as telling, I have found." (S. Hustvedt, The Summer Without Men) ein: dabei wird doch wohl in erster Linie auf den Kommunikationsgehalt beider Verhaltensformen, dies dann in Verbindung mit den entsprechenden kontextuellen Elementen, abgezielt, denn ansonsten wäre die Aussage blanker Unsinn. Die rühmliche Ausnahme (Ausnahmen gibt es fast immer!) dürfte empfundenes Schweigen dann sein, wenn es nach dem bekannten "If you don't understand my silence, you won't understand my words!" einzuordnen ist. So eine konstruktive und empathische Art "mutual understanding" ohne zunächst viele Worte oder gar Wörter.
Es sind also nicht unerhebliche (Lebens-)Leistungen, wenn Menschen ihr (gegenseitiges) Verhalten in einer sehr bewußten Anerkenntnis und Aufnahme der von Gegensatzpaaren erzeugten Spannungen (diese im positiven als auch im negativen Sinn verstanden!) produktiv gestalten zu verstehen. Sich der dadurch eigentlichen notwendigen Auseinandersetzung nicht entziehen! Daß es unserer zumindest vorherrschende Diskussions-"kultur" daran extrem mangelt, kann man in Alltag und Medien leider aus- und hinreichend beobachten sowie erfahren.
Eine (notwendige, freilich lange nicht auch schon hinreichende!) Forderung für gegenseitiges Verstehen und Reifen aneinander und miteinander ist somit die ganz bewußte Auseinandersetzungen von und um Widersprüche, mögen sie realiter oder auch "nur" als Kommunikationsstörung auftauchen. Gegensatzpaare (im schwierigsten Fall dann: Antagonismen) sind ein wesentliches Gerüst von tatsächlicher oder subjektiv empfundener Wirklichkeit, dem man sich nicht entziehen oder auch nur durch Vereinfachungsstrategien begegnen sollte.
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"Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte,
Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."
(1. Mose 8,22; zitiert nach "Gute Worte. Sommer und Erntedank" von Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck)
Die Konferenz
Ich sehe sie noch in Konferenzen sitzen
Wie sie über Nichtigkeiten schwitzen
Jenes über Nebensächlichkeiten Brüten
So sich vor kritischen Einsichten hüten
Es melden sich nun auch jene zu Worte
Die ansonsten von schweigsamster Sorte
Denen Wahrheiten so gar nicht schmecken
Deren Leidenschaft eher das Speichellecken
Wie sie anödend große Wörter schwingen
Vorgeblich stets nur ums Allerbeste ringen
Dabei in trübster Brühe behäbig schwimmen
Abweichende Gedanken sie zutiefst ergrimmen
Wie sie gleichwohl verstohlen auf Uhren sehen
Die meisten würden wirklich gern schon gehen
Doch zugeben solch verborgen’ Wunschgedanken
Brächte ihre Subalternität verderblich ins Wanken
Alle Welt mit Euphemismen kleingeknechtet
Alles mit kleinem Horizont schön gerechnet
Kleine Lichter flackern in der Tischerunde
Und hoffen vor allem auf gemächlich’ Stunde
Jenes sich gegenseitig auf Schulter Klopfen
Mit genehmer Selbstgefälligkeit verkopfen
Mit falschen Kleidern den Schein gut wahren
Und Zeit für Zeit in diesem Trott verfahren
Dabei so tun als sei man selbst die Innovation
Vorauseilend’ Gehorsam als gewählter Ton
Im Umgang mit all dem was Widrigkeiten
Jedoch niemals Risiken durch fruchtbar Streiten
Da besser schon ausgetretene Bahnen hegen
Eigene Enge als verbindlich’ Maßstab pflegen
Unerwünscht ist Störung durch echte Tat
Gefährdet doch den Rhythmus im Hamsterrad
Also Aktionismus in treuer Selbstgefälligkeit
Den Ernst übertünchen in gespielter Heiterkeit
Mit Witz Speis und Trank Frohsinn generieren
Sich ob der Täuschung kein bißchen genieren
Was sind wir doch für eine gemütliche Runde
Wie wir schaffen das Größte in jeder Stunde
Wie wir der Obrigkeit gut und folgsam dienen
Bei allem Geschehen mit zustimmend Mienen
Ach wie sind jene halt manifest als Ineffizienz
Verborgen in jener seltsam’ Art von Konferenz
Wie geschickt sie Stillstand können verbergen
Wie duldsam sie sich fügen zu Geisteszwergen
Doch eines läßt sich dem wachen Betrachter
nicht verhehlen
Wie sie unverantwortlich einfach wertvolle
Zeit nur stehlen
(Fagusarua, 2. November 2013)
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Dissens in Wesentlichkeit
Ein feiner Herr auf hohem Thron
Versprühte etwas Blöße,
Beugte schwer sein Haupt und schrie dann: “Sohn,
Jetzt werd’ ich langsam böse!
Der Dienstweg ist ein heilig’ Gut,
Das gilt es zu bewahren!
Wir dulden niemals geistig Glut:
Denn wir selbst sind hoch erfahren!
Wo käm’ man hin, wenn jeder meinte,
Dort wo er wolle nachzufragen!”
Kein Querkopf dort, wo es uns vereinte,
Keine Duldung, Eintracht einzuklagen!
Ich erlaube niemals Geistes-Novizen,
D’rum glaub’ einfach was ich dir hier sage.
Bei Widerspruch mach’ ich gründliche Notizen,
Oder führe gegen Aufruhr juristische Klage!
Der eitle Herr auf seinem Thron
Überzieht sich nun mit Güte.
Hinter Lächeln versteckt! Mir ist’s wie Hohn:
Wir sollen grüßen Geßler-Hüte?
Ein Dienstweg, scheint’s dem eitlen Geck,
Zum Wohle aller nur mit Kleinod beladen!
Der Aufmüpfige dagegen sieht fast nur Dreck:
Und wandelt auf schmierig’ Kuhfladen.
(Juli 2005)
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Spaziergang in der Vogelsbergregion im November 2013
(Photos unten rechts: Gackersteingipfel, darunter Bilsteingipfel, nachfolgend zuletzt dann Statue an der Illerbrücke in Kempten / Allgäu)
J a h r e s t a g
(14.12.1924 – /7.7.2003/ – 14.12.2013)
Den Weg gegangen
in Hoffnungen gehüllt
unterschiedliche Spuren
Versuche um Glück
Zufriedenheit als Zielgelübde
sich selbst zu entsprechen
sich selbst gerecht zu werden
Leitern steil nach oben gerichtet
fest verankert im Grund
Ausschau nach Luft
zum tiefen Atemholen
den Flügen der edlen Zugvögel
sehnsuchtsvoll nachgeschaut
sehnsuchtsvoll hoch blickend
Den Weg gegangen
auch durch Irrungen
Wirrnissen getrotzt
gekämpft um Sinn
Zeit für andere aufgeopfert
eingesetzt für Geachtetes
eingesetzt für Empfindung
Stufen empor gestiegen
auch allzu oft hinab
Erneut aufgestanden
sich nicht gebeugt
Dem was widersinnig schien
bisweilen etwas eigensinnig
bisweilen zu viel an Sturheit
Den Weg gegangen
größter Aufopferung
Die Spur ins Leben
beispielhaft gezeigt
Und mit Kräften unterstützt
mit großem Herz begleitet
mit großem Mut geleitet
Leider zu viel stetes Schielen nach Unerreichtem
so dabei eigene Stärken und Größe gering geachtet
dabei ein wichtiges Stück eigenen Lebens verloren
als Schleier am Horizont schwinden sehen
Zu oft den Schein der Wirklichkeit vorgezogen
das Lied billigen Lobes genossen
Vergänglicher Schönheit zu viel an Raum gewiesen
Irgendwann nach all den Jahren zusammengefallen
hilflos
mutlos
kraftlos
schließlich
das Ende wohl ersehnend
(schon früher mehrmals angedeutet)
O warum nicht den Narzißmus beherrscht
statt ihn zur Unzeit gepflegt
O weshalb zu häufig dem Wesentlichen
entsagt und den Schein gesucht
und auch gefunden
und auch genossen
O warum ihr nicht mehr Zeit vergönnt
in Ruhe und Zufriedenheit
In Sonnenstrahlen schöner Rückblicke
Gründe zum Erinnern gibt es – viele
Also wieder ein Jahrestag mehr
noch gut zu erleben
noch gut zu erinnern
auch erfüllt mit Dankbarkeit
daß es dich gegeben hat
Am Horizont aber zunehmend deutlicher
die Zeichen näherkommenden Mahnens
eigene Zeit gut zu nützen und zu schätzen
verbleibendes Leben sorgsam zu gewichten
(14. Dezember 2013)
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Dum loquimur, fugerit invida aetas: carpe diem, quam minimum credula postero.
(Horaz)
(Während wir reden, ist die mißgünstige Zeit entflohen. Nütze den Tag und vertraue nur wenig auf den folgenden.)
Anmerkung: Horaz schrieb die Ode "An Leukonoe" im Jahre 23 vor Christus; hier ist die Schlußzeile des Gedichtes zu lesen, in der Horaz sozusagen als Zusammenfassung auffordert, die ohnehin knappe Lebenszeit im Jetzt und Heute zu genießen, zu nützen (dies nicht unbedingt in einem hedonistischen Sinn!), weil die Zukunft ("der folgende Tag") eben ungewiß ist, auch weil die Zeit dahinfliegt. Mißgünstige Zeit ist wohl im Sinne von: die Zeit nimmt keine Rücksichten, zu verstehen. Letztlich plädiert Horaz hier für eine überwiegend epikureische Lebens- und Alltagsgestaltung.
Es ist schon aberwitzig, wenn man sieht, welche genau dieser Lebensweise abgewandten Typen oft mit dem (aus dem Gesamtzusammenhang dann isolierten) carpe diem auf T-Shirts, Motorbooten, etc. sich darzustellen versuchen. Natürlich outen sie sich durch diese Verhaltensweise, aber kaum in der von ihnen gewünschten Richtung. Hier zeigt sich dann stets die merkwürdige Mischung der Diskrepanz von Sein und Schein sowie intellektueller Armut ... Im besten Fall handelt es sich dann um Wunschdenken (die andere Seite der Medaille ist folglich das Unvermögen, die Dinge im horazschen Sinn zu ändern!), im schlechtesten ist es einfach eben Klugscheißerei!
Dorfkirche mit Mond am frühen Abend
"Ich vermute, dass die meisten Fehlentscheidungen bei denen liegen, die das Ende nicht wahrhaben wollen."
(aus: Susann Pásztor, Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts, 6. Auflage 2013, S. 169)
dämmerstunden
all das dämmernde im fokus des unverstehens
die nacht erneut neblige vorhänge zerteilend
macht sich breit verankernd in allen fasern
verschwundenes erscheint als erinnerungsbild
gedankenspiele was alles hätte sein können
von wirklichkeit gleich wieder weggewischt
gemeinsame möglichkeiten als regenbogen
kurz entfacht doch allzu schnell verblichen
der schnitter jäh dazwischen gefahren und
er hat seine spur aus endgültigkeit gezogen
kein hätte man kein man hätte sollen mehr
keine fundamente für wiedergutmachung
vorbei jene träume und gehegte hoffnungen
mit der neuen gegebenheit sich abfinden
das carpe diem vielleicht zu falsch gewichtet
verrinnende zeit so nicht gebührend beachtet
schwerpunkte allzu sorglos gesetzt
das drohend fliehende schlicht übersehen
machbares anderen prioritäten geopfert
damit auf neuen spuren einer gestaltung
GroKo 2018
(Mene mene tekel u-parsin)
Versuch einer Mehrfachsynthese aus
Hilflosigkeit, Ängsten und Furchtlagen,
Die Furcht wieder bescheidenere und kleine
Brötchen backen zu müssen – Geistesdarben,
Fern dem Auffangnetz intersubjektiven Halts,
In die Wirklichkeit von Bedeutungsarmut und
Abwesenheit von Mikrophonen und Kameras
in biederen Alltag zurück verwiesen …
Keine Aufmerksamkeit mehr den Balztönen!
Wörterschwadroniereien nun im Abseits –
Lang vermiedene Alltäglichkeit dann real
Wieder angekommen dort wo man hingehört:
In der Masse der Unscheinbaren und Zwerge.
Geistesarmut und Armseligkeit endlich entlarvt,
Politclowngetöse ihrer Maskerade entkleidet:
jene gewogen, als viel zu leicht empfunden …
Sammelsurium dreister Täuschungsszenarien!
Absurde fratzenhafte Präsentation als Gier!
Versuche sich unentbehrlich zu machen!
Verantwortungsgefühl als Werbefloskel und
Täuschung im eigenen Wert und Verständnis.
Kakophonie aufdringlich als Dauerberieselung.
Warum dafür all das Ausharren nach Nichts,
das mediale Treiben als Steigbügelhalter ...
Wie selbsttäuschend all die tumben Versuche!
Konstruktion vermeintlicher Bedeutung und
Unverzichtbarkeit akronymhaft gemeiselt,
Unfähig auch hier den Bumerang zu sehen!
Eigene Geistesbeschränkung gleichwohl von
Sensationshascherei medialer Gier gestützt:
GroKo (2018) vermeintlich von Inhaltswert,
dabei jedoch vielmehr nur: Großes Kotzen …
Selbst im Schöpfungsakt jenes vermeintlichen
Gehalts Opfer innewohnender Verblendung und
Dürre: die Politikkaste aus ihrer Verblendung,
die Medienschaffenden in der Vordergründigkeit
ihrer Sensationsgeilheit; das verwerfliche Ringen
aus Nichts etwas Gehaltvolles generieren zu wollen …
Doch nur: Unerträgliche Erbärmlichkeit im Denken!
Doch nur: Abscheuliche Scheinheiligkeit im Handeln!
Also Verzagen und Schweigen weil man der
Wirklichkeit glaubt keine Hoffnung geben zu
können – Nein! – keine falsche Resignation:
Poesie nur als Spielfeld für Ablenkung – Trash?
Mitnichten: all die drögen Unrühmlichkeiten,
Verlogenheiten, Ausflüsse der Mittelmäßigkeit
benennen, ihnen Gesichter geben, sie entkleiden:
deren Träger endlich ihre Macht nehmen …
(Fagusarua 25.01.2018)
Blick durchs Fenster
Am Blühenden vorbei
Strauchwerk auf Iris
entfernte Nähe
Diffuses
Vogelflug
Stille durch Fensterglas
Farbenspiele
Gedankenakrobatik
Zum Blühenden zurück
Verweilen am Kelch
bescheidener Freude
Seelentanzversuche
(Fagusarua 04.02.2018)
|
Ausblicke
Am Fenster
die Wolken ziehen sehen
das Treiben der Vögel
Sonne und Regen
das wirkliche Leben
Rhythmen für die Seele
Am Fenster
sie einfach ignorieren
die Geschwätzigkeit
jene Leerlaufmaschinerie
die Zeitentotschläger
Einfaltspinsel aus Not
Am Fenster sich einfach nur dem
Wesentlichen zuwenden und dann
Wege dorthin beschreiten ...
(Fagusarua 16.05.2018)
|
Z u g
Eingeschränkte Sichtweise
schließende Türen
Blicke durchs Fenster
getrübt und stumpf
mitschuldig an Entfernung
am gewaltsamen Losreißen
Das letzte Winken
unterdrückte Tränen
Gedanken verschwunden
der Kopf leer
Abschied
(Fagusarua 04.02.2018)
|
J e t
angedockt
Check-In
Ticket
Passport
Kontrolle
(Control)
– übel–
– notwendig –
Das Gate
jenseits
entzogen
Statt all den
Anglizismen
schlichtes
Deutsch:
Abschied
Trennung
Verlorenheit
Fremdheit
und
hier geblieben
(Fagusarua 05.02.2018)
|
Schnell (genug)
Rock ‘n’ Roll Gesänge auf der Plattform:
( la Frank Cookfield on the lead!)
Freudvolles Getändel auf Wagenübergängen
Sicherheit durch Gitterstäbe, Geländer
und übergreifenden Eisenplatten;
außerhalb, darunter, und drüber: Welt –
einzuatmen, sinnlich ergreifbar, nah:
vor allem auch – Zeit zu begreifen ...
Vorbeiziehende Landschaft und Gefühle;
Gefühle nicht gleich Rilkes Panther im
Jardin des Plantes, Paris: statt Müdigkeit
hier Wachheit und pulsierendes Eigenleben,
Versuche der Annäherung, bisweilen
auch notwendiges Bemühen um Distanz.
Singen, Tanzversuche, Spiele, Träumerei.
Dazu Taktschlag kräftiger Dampfrosse,
das rhythmische Schlagen der Räder an
geschraubten Verbindungen der Schienen!
Spürbares Kaleidoskop sozialer Kräfte:
gegensätzlich, miteinander, feindselig,
friedfertig, verschlossen, aufgeschlossen –
jedenfalls Formen vielfacher Lebendigkeit,
Spiegelungen des Pulsierens und Ruhens
Begegnungen als Lebenselixier und Kraft
zu eigenem Erkennen und Werden!
Soziales Kraftfeld als Regelmäßigkeit:
(dabei zumeist Verläßlichkeit in Zeit)
Hektik überschaubar und selbst zu steuern
Schnell genug all diese Fortbewegungen.
Schnell genug all diese Verläßlichkeit.
Schnell genug all diese Abwechslungen.
Schnell genug all diese Erlebenssphären.
Langsamkeit und Schnelligkeit in Einklang!
Denn stets auch angenehm langsam, um
fühlen, begreifen und ergreifen zu können.
In den Abteilwagen, dort ganz besonders:
immer wieder Erfahrung von warmer Nähe,
von Verstehen, Erspüren von Möglichkeiten.
Beispiele für Vielfalt, Unterschiedlichkeit,
Gemeinsamkeiten, Stille und Lautstärke.
Fenster öffnen können, Blicke froh hinaus:
Ungehemmtes Winken, oft von Sehnsucht
und Bedürfnis nach Begegnung durchdrungen.
Anlehnung, Hände halten, bisweilen: Küsse.
Spiele der Geschlechter, Begegnungen der
Generationen, Welt aus Besonderheiten,
zugleich aus Einmaligkeit und Wiederholung.
“Ein Tanz von Kraft um eine Mitte” – jedoch
nicht “betäubt ein großer Wille”, dafür ein
“Bild”, nicht gehend “durch der Glieder
angespannte Stille”, sondern jenes kribbelnde
Fühlen, den Körper unleugbar durchziehend,
welches “im Herzen” gewiß eben nicht aufhört
zu sein, sondern von der Kraft des Getriebes,
des Reisens, des Unterwegsseins, genährt ...
Sehnsucht nach jenen Durchgangswagengefühlen.
(Fagusarua 25.05.2018)
|
Schneller
Rollende Veränderungen auf Schienen
– immer schneller
(der Vergänglichkeit entgegen)
– immer dunkler dann Kunstlicht
(Flora und Fauna untergraben)
– alles hastig vorbeifliegend
(Landschaften unbedeutend)
Vor allem auch Sprache angepaßt
– sich modern wähnend
(nichts versäumen wollend)
– Bord, Ticket, App
(Check-in, Comfort-Kunde)
– Smartphonegier fördernd
(Entfremdung der Sinne)
Nichts mehr von Eisenbahnromantik
– time is money
(wozu die Zeit dann aber)
– Weg nicht als Ziel erfahren
(nur von Punkt zu Punkt zählend)
– Versuche in der neuen Wirklichkeit
(Verspätungen und Zugausfälle)
Zugfahrten als Ablenkung vom Wesentlichen
– welcher Gewinn
(etwa Widrigkeiten)
– welcher Genuß
(Vermassung gestalten)
– was denn erreicht
(Diktat aus Beschleunigungsmisere)
Zugfahrt als Viehtransportassoziationen
(Zwangsgewöhnung an Unzuverlässigkeit)
Gleichsam schöne neue Welt als Verlockung
Scheinbewegung in entqualifizierter Zeit
Geschosse auf Schienen der besondere Stolz
Proklamation von Industrie 4.0 als Heilsbotschaft
(Fagursarua 24.05.2018)
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Am schnellsten ...
Sich den Diktaten der Mächtigen und Geldgierigen
bereitwillig und eilfertig unterwerfen
Keine Zeit vergeuden im Rennen um deren Gunst
vorauseilender Gehorsam als Prinzip
Das Denken jenen anderen überlassen
noch schneller zu sein sich bemühen
am allerschnellsten in deren Talmi-Käfige
Modern sein wollen als gelebte Lebensmaxime
Dabei sein müssen als pawn in their game der
Lügen als Vereinfachung und Falschdarstellung
Lustwandeln in Konsumtempeln und Mega-Events
Sog zu den öden interkommunalen Gewerbeparks
Husarenstücke der Flächenversiegelung und Gier
Nun nicht mehr länger verlogenes Wir-sind-Vielfalt
mit schlichter Dümmlich-Einfalt verwechseln
Türen jener Maschinerien endlich von außen schließen
Nicht weiter einsteigen statt dessen gekonntes Abwenden
Jener Raserei und scheinbaren Grenzenlosigkeit weichen
Schnellstmöglich andere Wege und tiefe Inhalte suchen
Erkennen all jene Täuschungen und Euphemismen
Wieder Herrschaft über eigene Deutungen erlangen
Den Blick nach eigenem Fahrplan einmal ruhigen
Fragende Blicke an das Fragwürdige richten
Suchende Blicke in das Bekannte und Unerforschte
Sich eigener Mündigkeit und Verstand verpflichten
Autonomes Steigern der Geschwindigkeit zum Umsteuern:
ganz schnell, endlich und gezielt, wieder langsamer!
(Fagusarua 09.06.2018)
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Dampflok (Baureihe 50) in Meiningen ICE im Bahnhof Eisenach Nandu im Zoo Augsburg
Dampflok (Baureihe 50) im Bahnhof von Meiningen
Dilemmata
Man hört sie reden und man hört sie dumpf kreischen,
Wie sie fortwährend nicht willkommene Töne zerfleischen.
Versuche, das passend zu machen was nicht will gefallen:
Seht doch wie in ihren Taschen sie die Fäuste längst ballen.
Doch in ihren Gesichtern diese schmierigen lächelnden Züge:
Zentnergewichte als wüsteste Repräsentanten der Lüge!
Wohin sich da wenden – wem da schon noch vertrauen,
Auf welche Fundamente nun sinnvoll Hoffnungen bauen?
Auch jene, die stets unverholt lobpreisen ihre eigene Scham,
Erzeugen in Wahrheit zumeist doch nur unerträgliche Gram.
Gefangen von zwei Seiten sind sie: zugeben oder auch nicht,
O welch erstarrtes Leben in einem wahrhaft düsteren Licht!
Tagtäglich wollen sie verbreiten ihr langweiliges Betören,
Am besten sich strikt verweigern, da nicht länger zuzuhören.
Bemühe dich hier gar nicht mehr auch nur um ein Verstehen:
Verweigere jenen deine Sinne und übe dich im Übersehen.
Alles was sie sagen, versprechen, tun – ist wahr mitnichten,
Sie leben höchst zufrieden gefangen in ihren Lügengeschichten!
Im Großen und im Kleinen mögen sie ruhig fernab gedeihen:
Doch kommen sie nahe möchte man gezielt voll Ekel speien.
Es ist töricht, sich auch nur ein wenig auf deren Spiele einlassen,
Denn krakenhaft würde schnell ihre Selbstsucht dich umfassen.
Aber eines kannst du lernen aus deren Sucht und ihrem Gehege:
Suche dir für dein Leben ganz andere, vor allem fernere Wege!
(fagusarua 11.05.2018)
Anspruchsloser
Er wollte beileibe (so ist es verbürgt)
– nicht alles
Manches hätte ihm statt dessen schon genügt
– sozusagen: als Obergrenze
Aber es war halt irgendwie doch viel zu wenig
– und er fühlte: immer weniger
Zwischen dem zu wenig und dem drohenden nichts
– sah er bald keinen Unterschied mehr
So zog er sich folgerichtig zurück
in die Gefilde anderer Gesänge
das aufmunternde Krah - Krah- Krah
der stolzen gescheiten Krähenvögel
– als Begleitung
auf Wegen zu anderen Träumen ...
(Fagusarua 24.05.2018, aus: "Giftzwerg-Sequenzen")
Wege ziehen, Kranichen gleich, es wenigstens versuchen, trompetenartig deutlich werden ....
"Wenn ein Kranich fliegt, schlägt auch die einfachste Fliege mit den Flügeln."
(Spruchweisheit aus Japan)
Schon winkt auf hohem Bergesrücken
Akrokorinth des Wandrers Blicken,
Und in Poseidons Fichtenhain
Tritt er mit frommem Schauder ein.
Nichts regt sich um ihn her, nur Schwärme
Von Kranichen begleiten ihn,
Die fernhin nach des Südens Wärme
In graulichtem Geschwader ziehn.
(aus Friedrich Schillers Ballade "Die Kraniche des Ibykus")
Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen,
wie entbehrlich man in der Welt ist.
Johann Wofgang von Goethe
Die Seifenblase
Fast aus einem gefühlten Nichts
in lockendes Tanzspiel entlassen:
kaleidoskopartige Buntheiten,
dem Spiel der Lüfte folgend.
Große Augen, Bewunderung:
Kindliches Erstaunen.
Erwachsene Blicke.
Spielerisches Hin und Her,
im Auf und Ab mitschwebend:
ein Fühlen scheinbarer Freiheit,
Unbekümmert im Augenblick.
Tiefes Staunen erweckend in
sanft träumenden Seelen ...
Gedanken treiben lassen –
Wirklichkeit ausgetanzt.
Sehen und Imagination als
kurze Einheit für Bruchstücke:
Jähes Erwachen aus diesen
dahinfliegenden Momenten,
den Sinnen entrissen –
plötzlich geplatzt und in
ein Nichts entschwunden.
(Fagursarau 16.03.2019)
Seifenblasen sind wie Träume, sie bringen unsere Herzen
und Augen zum Leuchten und wenn sie platzen werden
wir von der Realität eingeholt.
(Unbekannt)
Wenn Seifenblasen am allerschönsten sind, schweben sie noch ein wenig, getragen vom sanften sie schützenden Wind, fast liebevoll umwoben, um dann jäh zu platzen.
(Fagusarua 31.05.2019)
Es ist wieder Winter geworden. Sorgsam verlorene Spuren im Schnee suchen. Der Kälte trotzen.
Gedanken wärmen, damit sie nicht einfrieren. Den Jahreszeiten gegenüber Haltung bewahren.
(Fagusarua 31. 05. 2019)
mein Gedicht zum 1.Mai 2019:
Die wohlfeilen Guten
Zumeist als Wolf im Schafsfell flanierend
Sich als selbstlos und genial gebärdend
Am liebsten noch den Wind dominierend
Dabei nur Stillstand und niemals werdend
Bisweilen unverhüllt sichtbar vollgefressen
Hemmungslos ihre großen Reden schwingend
Von einer dumpfen Eitelkeit zutiefst besessen
Doch aus ichsüchtigem Wahn Infernos klingen
Bei jeder Gelegenheit in die Medien drängend
Und jene dabei auch noch unterwürfig sie hofierend
O auf wahrhaften Geist wirkt all das nur beengend
Seht ihr Strampeln, immer nach Vorteil gierend
Zu feist gar oft selbst für öden Schalmeiengesang
Laut und lügend sie alle Gefilde durchwandeln
Triffst du auf jenen Typus darf’s dir ruhig sein bang
Weil jene stets nur um eig’nen Vorteil verhandeln
Ihr Lebensziel nur Einfluß und Posten sammeln
Jene Akrobaten die Wirklichkeit gerne verkennen
Besoffen zum Entspannen in Bordellen rammeln
Und gerne allen Anstand und Sitte verbrennen
Wenn auch so viele dies Übel nicht begreifen
Und sich hilflos töricht an deren Röcke hängen
Gar nicht merken deren Eifer and’re einzuseifen
Es wäre höchste Zeit diese Ketten aufzusprengen
Sich jenen Zumutungen endlich zu widersetzen
Die Rücksichtslosen schnell zum Teufel jagen
Ein Ende bereiten deren unsäglichem Hetzen
Gesellschaft so schaffen daß sie ist zu ertragen
Auch von oben mahnt deutlich die Krähenschar
Warum laßt ihr euch denn all das Üble gefallen
Der Widerstand wäre hier sichtlich elementar
Zeigt den Fieslingen endlich klar eure Krallen
(Fagusarua 30.04.2019)
"Ich erkenne nur ein höchstes Gesetz an,
die Rechtschaffenheit,
und die Politik kennt
nur ihren Vorteil."
Heinrich von Kleist, Brief an Wilhelmine von Zenge, Anfang 1800)
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"Denn nichts ist dem Interesse so zuwider, als Einförmigkeit, und nichts ist ihm dagegen so günstig, als Wechsel und Neuheit."
(Heinrich von Kleist, Brief an Wilhelmine von Zenge, Anfang 1800)
14 April 2005
Flügel ausgebreitet gleichwohl Nähe umhüllend
In stetem Versuch um Gleichmut bemüht
Im Denken und Sehnen kleine Schritte erfüllend
Auch wenn dabei ein klein wenig Zeit verblüht
Kleine Hügel ganz einfach so wie sie sind belassen
Warum Berge plötzlich sehen wo gar keine sind
Schritt um Schritt lästige Widrigkeiten entlassen
Und sich immer wieder freuen wie ein kleines Kind
Was zählen schon Jahre wenn tief erfüllt sie gelebt
Was soll dann emsig Reißen um sinnlos Begehren
Wichtig daß stets ein klein wenig die Welt noch erbebt
Man lasse sich dies von keiner Aufgeregtheit verwehren
Die Toren nur klagen über Zeit die kläglich verronnen
Sie treiben wie ein hilflos Schifflein auf tosendem Meer
Und merken nicht einmal daß sie niemals begonnen
Während sie warten auf nicht erfassbare Wiederkehr
Mögen sie ziehen die Jahre wohin auch immer sie treiben
Im Schicksal verwoben bleibt ein Stückchen eigene Spur
In einigen Herzen verborgen tief wirst du immer bleiben
Ein Bild tiefsten Menschseins als wahrhaft erhebende Statur
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Irgendwo
Den Alltag den Winden anvertraut:
Ungefragt, unüberlegt, unbetrübt.
Seelen baumeln lassen.
Blicke aus Fremdheiten.
Ungewohnte Abwesenheit.
Lust am Ungewohnten.
Gleichwohl die Fesseln,
Gedanken an Routine.
Rückkehr ins Alltägliche,
Geordnete Morgen,
Geregelt Mittage,
Tage versinken beim Abendmahl.
Nächte aus Träumen:
Filmerlebnisse, Breitwandwelten.
Winde wehen ums Haus,
Unüberhörbar, singend, spielend.
Halten Mauerwerk fest zusammen.
(Thomas Hardin, 19. Juni 2005)
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Tag der Regentropfen am Fenster
Freier Tag, Arbeit fällt aus, heute einmal Selbstbestimmung.
Gleichwohl auf Vorschuß Freiheit mit Rückforderungen.
Dampfender Kaffee, frühstücken gleich zweimal heute,
Die Sekunden sonst verpfändet, werden diesmal meine Beute.
Bücher zu lesen, Musik zu hören, deren Lieder dann zu spielen,
Neben häuslicher Alltäglichkeit, den Atem so richtig spüren,
Gedichte schreiben, Texte verfassen, Unordnungen wegschieben,
Medien überarbeiten Zeit so richtig nutzen, nichts läßt betrüben.
Sich selbst gehören, wenn auch nur für kurze Zeit im Rahmen,
Vier Tage auf Wogen wie ein Schifflein treibend kein Mahnen.
Und wenn dann nach all dem Taumel die Wirklichkeit fordert,
Kreisen lassen die Gedanken, wo man ein Mehr an Freiheit ordert.
Doch jetzt lasse sie klopfen, lasse sie ziehen ihre Spuren aus Naß:
Es gibt kein schlechtes Wetter wenn das Leben spielt diesen Spaß.
Mögen andere jammern, gar siechen und vor allem wehklagen,
Im Hauch dieser Freiheit zähle ich Tausende von Sonnentagen
Regentropfenspiele auf Scheiben verjagen dürre Alltagsgespenster
Und lassen dich schnell eine reine Form an Leben ahnen und spüren.
Lasse dich fallen, auch hinter ihren Vorhang, wie schön zu verführen,
Für Augenblicke kein Erwachen, nur ein freudig Spiegeln im Fenster.
(Thomas J. Hardin, 06.05.2005)
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Temporäre Begleitung
Beharrlich anstinken aus Bildschirmflimmern
Fratzen verzerrt zu Harmlosigkeitsmasken
Mit Händen fuchteln und Schuhsohlen scharren
Beständig unverdiente Sympathien erwimmern
Gekettet in zwanghaften Wiederholungsorgien
Gebettet inmitten lauter Gleichgesinnter
Ganovenakrobatik auf glatten Parketten
Das Geschnatter verkaufen als Goldhistorien
Beschimpfung
Holzkopf
Hohlkopf
Dollkopf
Sollkopf
Mollkopf
Tollkopf
Rollkopf
Vollkopf
Dollkopf
Hohlkopf
Holzkopf
Kleine Freuden
Schon frühmorgens an den Baggersee
Alles noch so still und ruhigend
Der Ansturm der Massen noch fern
Die Schwanenfamilie ihre Kreise ziehend
Anmut Sanftheit und Ruhe lehrend
Klares Wasser die Haut streichelnd
Gleiten in der erfrischenden Kühle
Milane kunstvoll am Himmel schweben
Springende Fische kurz aus dem Naß
Schwalben in ihren edlen Flugkünsten
Eindruck einer urwüchsigen Natur
Gefühle von Einheit und Heimat
Sonne zunehmend stärker brennend
Der Körper auf fühlbarem Kies gebettet
Gefühle von momentanem Geborgensein
Und auf die zufällige Begegnung hoffend
Sie die einfach gerne auch nur ficken will
Ein späteres Weißwurstfrühstück dann
Krönender Abschluß von Wiedergeburt
Ausstrahlende Gedanken und Wünsche
(Fagusarua 30.06.2019)
Nichts Schönes ohne Wahrheit, und keine Schärfung des Sinnes fürs Schöne ohne Gewinn
für die Erkenntnis und ohne Belebung des Triebes nach ihr.
Karl von Rotteck
Kreta
Krakenhaftes Untier
Unwirtlich und abstoßend
Dies nur für den Narr
Spähend aus endlosen Höhen
Nur für den der gesetzt
Keinen Fuß in deinen Schoß
Laß mich saugen diesen
Boden aus Einzigartigkeit
Frühlingsblüten
Gewässersprudeln
Sommerglut
Herbstsandtreiben
Winterstürmereien
Laß ritzen meine Haut am
Mantel aus Fels und Stein
Dein Blut soll tränken die
Adern meiner Leblosigkeit
Deine Winde als Odem ewiger
Unbeugsamkeit tragen meine
Schritte über deinen Körper
Fruchtbarkeit als rinnendes
Lebenselixier aus Göttererbe
Krakenhaftes Untier
Verschlinge mein Herz und die
Seele in deinen grünen Schluchten
Laß tauchen und verweilen diese
Liebe ohne Anfang und Ende
Geliebtes felsiges Untier
(21. 12. 1996)
Panorama
Gestern noch nächtlicher Wogenschlag
Bebend monotone Wiederholungen
rauhen Fels zu glätten
Versäumnisse aus Gestrigkeiten
spielend wettzumachen
Heute nach endlosen Wegen über
griechische Berglandschaft
Mit ruhiger werdenden Schritten
den Blick nach Westen gefunden
Abendsonnestrahlen stehlen sich durch
graublaue Wolkenvorhänge
Gleißen aufs Meer und spiegeln Lockrufe
Malen gar das Felsungeheuer vor der Bucht
in friedlichen Schlummer
Leichtigkeit gleich streunenden Hirtenhunden
In ihrem zügellosem freudvoll Gespiele
aus warmer Regellosigkeit
Geborgenheit gleich dem stillen Möwenschlag
ziehend hoch am Himmelszelt
Doch schon wenige Zeitgesänge in nördlicher Stille
undurchdringlicher Vorhang aus Ferne
(Pitsidia 18.04.1996)
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Fliegende Zeit
Nach bald drei Wochen Sorglosigkeit
Zieht mich dein lachend Lockruf
an eueren südlichen Tisch
Zeigt daß es noch greifbare Wirklichkeit
überfließend zu leben gilt
Stunden gezählt durch leere Weinflaschen
Eilen dahin in erbarmungsloser Schnelle
Vor mir langer nächtlicher Heimweg
durch Unbekanntheit
Doch was soll es wenn Gespräche
wie Musik erklingen
Einfach einmal Zeit festhalten können
(Pitsidia 18.04.1996)
Geduld
Auf dem morgendlichen Plateau
Im Rundblick die Früchte verzehren
Auf die eine Begegnung warten
Bis Ungeduld vorzeitig abwärts drängt
Zu suchen - ergebnislos
Um nach Stunden dann zu erfahren
Daß der Geduld nur Minuten fehlten
Zu gemeinsamem Genuß in der Höhe
Doch geblieben ist das Wissen um Sinn
Des Wartens - wenigstens
(Pitsidia 18.04.1996)
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Die Bucht
Sonnengleißend Wellenschaukeln
Wärme auf den Poren spürend
Fern dem fordernd Alltagsgaukeln
Die Sinne in die Ferne führend
Die Gedanken fliegen lassen
Mit Unmöglichkeiten spielen
Und dabei sie fast erfassen
Kaum gedacht es auch schon fühlen
Ein endlos blaues Himmelszelt
Behütet diese Märchenwelt
Plötzlich Steine auf den Wellen flitzen
Bewegt von unbekannten Händen
Zwei Augen in die Sonne blitzen
Als ob sie deren Strahlen bänden
Fort in die Bescheidenheit
Füße spielen sanft im Sand
Zeichnen wahrhaft Heiterkeit
Sie weckt mich aus des Traumes Land
(Pitsidia 18.04.1996)
Rätsel
Gemeinsames Frühstück in beinaher Endlosigkeit
Plötzlich der kurze Gruß schneller Begegnung
Schnelle rote Flecken auf deinen Wangen
Unmerkliches Stocken im spätmorgendlichen Redefluß
Kaum greifbarer Moment schnell fliehender Verlegenheit
Kaum bestehend in der Zeit des Vorbeigehens
Der aufkeimende Drang lästigen Fragenwollens
Erzeugt Spannung mit der Wahrnehmungsfähigkeit
(Pitsidia 18.04.1996)
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Sturzfluten
Gespeist von frischem kalten Gebirgsquell
Stürzende Wasser in den Fluß des Erkennens
Streckenden Händen gleich
Pfade auf altvertrauten Bahnen weisend
Kühlendes Naß gegen Trockenheit dürrer Einbahnstraßen
Tanzt durch lachende Sonnenwärme
In die Eingeweide schlummernder Seele
Weckt und mahnt neue Wege an
Geboren aus längst Bekanntem
(24.06.1996)
W I R
Leben teilen im Wir,
Du und ich verschmelzen:
Sinnfindung!
Einfach lieben,
Dadurch:
Mensch werden.
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Gespräche
Im Kerzenschein leuchtet der
Rand des Rotweinkelches.
Sozusagen ein Leuchtfeuer -
Funkeln als Traubengruß
Aus fernem Land hinein in die
Vorwinterwohnzimmeridylle.
Erinnerung an gemeinsame Wege:
Gebirge, Schluchten, Täler,
Rotweinabende am Meeresschaum.
Langsam fallen die Worte in
Abendlandschaft, gefangen in
Wänden ruhig wärmender Nähe.
Versuche des Lesens in Blicken:
Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft verschmelzen leise in
Ahnungen der Ungewißheit.
(21.11.1996)
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Jeder trägt in sich das Urbild der Schönheit, dessen Abbild er in der großen Welt sucht.
Blaise Pascal
Zusammen von Alpha bis Omega
(ein gemeinsamer Lebensweg)
ein Gedichtsdualismus
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Motto: Niemand rettet uns, außer wir selbst. Niemand kann und niemand darf das. Wir müssen selbst den Weg gehen.
Siddharta Gautama Buddha
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N iedersonne als Drohkulisse, eine ständige Beleiterin –
L aufstall der Alltagsfakten Bahnen aus Enge gezogen;
S ozusagen: Grenzlinien des ureigenen Nichtduldbaren –
X enophilie sozial austariert: aussortieren als Tugend.
G erecht = subjektives Ermessen: die Diktate ex cathedra.
G leichheit = lebenslang: Auflehnen gegen falsches Licht:
T orturen aus den Nadelstichen des stets Unzureichenden.
C esso ad opere: endgültig, für immer – eben geschwunden.
... alterummortale ...
D arben in zwangsauferlegter Bescheidenheit. Limitationen.
F ahrspuren: Versuche gespürte Grenzen zu transzendieren.
S chrimpps? Fux? Theologie? Nie geklärt. Spuren getilgt –
N everland als die Basis lebenslangen Bewegungsdrangs.
H altungsorientierung, Verantwortungen einlösen als Maxime;
B erufsethos als Verpflichtung, Erfolg als eine Konsequenz.
S ehnsüchte kontrollieren. Irgendwie: doch Aufstehmännchen –
I n Hoffnungen ertrunken, Undankbarkeit, Verständnisarmut.
A lpha bis Omega: den Weg gegangen wie es eben möglich war.
(FagusArua 14. 12. 2022)
Wie du am Ende deines Lebens wünschest
gelebt zu haben, so kannst du jetzt schon leben.
Mark Aurel
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